18.09.2023

Projekt WALLRIDE: Auf Erstbegehung mit Philipp Hans

Ein gehöriges Maß an Geduld ist gefragt, um das Scheideggwetterhorn, das in seiner Komplexität der Eiger Nordwand in nichts nachsteht, zu bezwingen. Das Wetter am Berg ist wechselhaft und die Sicherheit steht beim Klettern immer an erster Stelle. Dass unsere Bikes nicht nur für idyllische Freizeittouren, den Weg zur Arbeit oder spaßige Abfahrts-Abenteuer gemacht sind, beweist unser CENTURION-Botschafter Philipp Hans. Er setzt unser potentes Touren E-MTB Numinis praktischerweise auch für seine Kletter-Projekte ein, um direkt an den Startpunkt seiner Erstbegehung des Scheideggwetterhorns zu gelangen.

Aber von Anfang an: Die erste Idee zum Projekt WALLRIDE entsteht 2021. Mit Kletterlegende Stefan Glowacz und dem MTB will Philipp den kompletten Sommer die Alpen quer von Ost nach West durchfahren. Eine Erstbegehung pro Land inklusive. In der Schweiz fällt die Wahl auf eine Erstbegehung der Nordwand des Scheideggwetterhorns, ein 3361 Meter hoher „Vorgipfel“ des Wetterhorns, für die es erst eine Handvoll Routen überhaupt gibt – nicht wie am Eiger mit über 30 Routen.

Dieses Ungleichgewicht sollte Philipp und Stefan als Ansporn dienen. Zudem steht in die Wetterhornwand in puncto Schwierigkeit der Eigerwand in nichts nach, soll klettertechnisch sogar noch anspruchsvoller sein. Auch wenn das Projekt WALLRIDE an sich ein Erfolg ist, bleibt der Erfolg am Wetterhorn erst einmal aus. Um den Versuch einer Erstbegehung in Angriff zu nehmen, bietet sich damals leider kein passendes Wetterfenster.

Ein knappes Jahr später nehmen Philipp und Stefan die Erstbegehung des Wetterhorns als Einzelprojekt in Angriff und gewähren ihr die Aufmerksamkeit, die sie verdient. „Denn das Scheideggwetterhorn ist solch ein gigantisches, respekteinflößendes Gemäuer, dass es unweigerlich Muße, Geduld und Zeit in Anspruch nimmt“, bekräftigt Philipp.

„Wirklich oben bist du nie“
 
Mit viel Material im Gepäck „belagern“ die beiden Ausnahmeathleten die Nordwand, um eine „klettertechnisch fordernde Route in gutem Fels zu erschließen“. Nach drei Wochen haben sie es endlich geschafft und das Ende ihrer Route erreicht. Der geschlossene, nach unten geschichtete Plattenpanzer, der Stefan und Philipp vom Erreichen des Westpfeiler-Grads trennt, ist „zu kompakt, um hier eine frei kletterbare Linie reinlegen zu können“. Daher taufen die beiden Gefährten ihre Route treffend „Wirklich oben bist du nie“. Der perfekte Gipfel sei ohnehin eine Utopie, denn wie so oft ist auch hier der Weg, der die Qualität der Erfahrung bestimmt. Stolz können Stefan und Philipp behaupten, eine der längsten und schwierigsten Routen im Alpenraum erschlossen zu haben.

Rotpunktbegehung

Im Juli 2023 stattet Philipp dem Scheideggwetterhorn mit seinem Kletterpartner Florian Böbel einen weiteren Besuch ab. Ziel diesmal: Die „Wirklich oben bist du nie“-Route als Team-Rotpunktbegehung zu meistern. Das heißt: Die Route in einem Zug zu klettern, ohne die Sicherungskette zu belasten. Dabei werden alle Zwischensicherungen selbst angebracht. Boulder für Boulder arbeiten sich die beiden an der technisch anspruchsvolle Route nach oben. Als treuer und ausdauernder Begleiter bis zum Startpunkt darf unser Numinis nicht fehlen.
Nachdem der erste Versuch nicht klappen will und Philipp geknickt und ratlos absteigen muss, findet Florian die richtigen Worte, um neuen Mut zu fassen. Wenige Tage später stehen beide wieder parat. Weder die anspruchsvollsten Passagen noch Krampfansätze in den Unterarmen oder die weglaufende Zeit können Philipp jetzt aufhalten. Er bezwingt die „Wirklich oben bist du nie“-Route. Noch nie in seinem Leben, so meint Philipp im Anschluss, sei er so gut geklettert. „Für mich und ganz persönlich war es das größte Klettererlebnis, das ich je erleben durfte und nicht ohne Stolz kann ich sagen, dass wir über uns hinausgewachsen sind. Noch nie zuvor habe ich solch einen absoluten Willen beim Klettern erlebt.“

Wir können uns vor dieser Leistung nur ehrfürchtig verneigen und freuen uns schon auf viele weitere Abenteuer mit Philipp.  

 

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Fotos: Moritz Attenberger